Die Suzuki GSX1100S Katana habe ich 1990 mit 40.000 km in Ingolstadt gekauft. Der Zustand war damals schon merkwürdig. Rahmen, Gabelgehäuse, Räder, Bremsanlage und Schwinge blau, Lackteile gelb, Gimbel-Bugspoiler (eine unförmige riesige Wanne), Michelin-Reifen M48 und A48 und eine exzessiv leistungfressende 4-1 von Laser. Aber der Kaufpreis war entsprechend günstig, und Anfang der 90er waren Katanas eigentlich nur zu Mondpreisen zu haben. Im Laufe des nächsten Jahres habe ich sie dann erst einmal auf original umlackieren lassen, den Rahmen gepulvert und eine Termignoni-Auspuffanlage montiert. Jetzt konnte ich mich auch unters Volk wagen.
Mitte der 90er habe ich dann einen neuen Motor gebaut, mit neuer originaler Kurbelwelle und einem neuen Kopf. Die Teile sind heute nicht mehr bezahlbar - damals kostete der Kopf schlappe 1400 DM. Dafür hätte ich keinen gebrauchten Kopf mit neuen Führungen bestücken können... Der neue Kopf wurde dann aus dem Karton heraus bearbeitet. In die Laufbuchsen kamen 2mm OS-Kolben von JE, dann gab es noch einige teuere Experimente mit mega-cycle-Nockenwellen. Heute fahre ich italienische Nocken der GSX1100EF - das funktioniert einwandfrei und bringt guten Dampf in der Mitte. Vergaser seit 1997 Mikuni RS36, dazu gibt es meiner Meinung keine Alternative. So läuft das Konzept stabil und alltagstauglich seit mittlerweile ca. 75.000 km. Gemessene 116 Nm an der Kupplung sind überzeugend.
2001 kam dann noch der Fahrwerksumbau. Da ich die originale Gabel mit dem hohen Versatz unbedingt erhalten wollte (mit GSX-R-Gabel kommen die Lenker so weit nach hinten), blieb mir nichts anderes übrig als viele Teile speziell anzufertigen. Die PVM-Felge vorne 2,5x18" stammt von einem unbekannten Krad - auf jeden Fall passen die Bremsscheiben von Brembo und FZR1000 daran. Allerdings war kein Tacho-Antrieb vorgesehen. Deshalb wurde der Radlagersitz tiefer gefräst und Nuten für die Tacho-Schnecke angebracht. Bei der Gelegenheit wurde der Durchmesser der Steckachse um 2mm vergrössert. Die originalen Distanzen und der Tachoantrieb wurden entsprechend aufgebohrt. Als Achse wurde eine hintere Steckachse einer CBX650E umgearbeitet. Die Bremszangen stammen von einer CBR600 PC31 und die Adapterplatten sind Eigenbau - aus dem Vollen gefräst. Übrigens alles mit TÜV. An der Hinterhand habe ich einen Satz Öhlins-Federbeine montiert. Die Dämpfer sind in Sachen Ansprechverhalten absolut überragend. Durch die endlosen Einstellmöglichkeiten lassen sie keine Wünsche offen. Die PVM-Felge hinten 3,5x18" mit dem bewusst schmalen 140er Reifen stammte aus einer Katana - da war nichts besonderes anzufertigen. Zur Zeit fahre ich Pirelli Sport-Demon, wohl die einzige Alternative zum BT45 in Sachen 18-Zöller.
Bis heute habe ich über 100.000 km mit der Kleinen zurückgelegt, mehrmals in die Pyrenäen, Alpen rauf und runter - ich glaube, sie war auf jedem halbwegs befahrbaren Pass. Ebenfalls oft und zügig war ich mit ihr auf der Nordschleife unterwegs.